Kirche kaputt? – #gutergrund bleibt!

Im Sommer 2021 stand die katholische Kirche ziemlich in der Kritik. Mit der Aktion #gutergrund wollten wir zeigen, warum sich Menschen trotzdem für unsere Kirchengemeinde Christus König einsetzen und warum es sich lohnt, zu bleiben. Über sechzig Gemeindemitglieder haben gute Gründe geliefert. Die vielen bewegenden Zeugnisse sind immer noch aktuell und großartig zu lesen.

Im Winter 2022, steht die Kirche nicht besser da – im Gegenteil: Wir hatten das Gefühl, dass die Institution zu zerbrechen droht! Und dann ist auch noch das Dach von St. Ägidius in Wahn kaputt. Dieses Bild erinnert uns an die Situation der Kirche: Die Kirche ist kaputt. Mancher sagt vielleicht: „Der Fisch stinkt vom Kopf her.“ In vielen Bereichen unseres Lebens macht sich Unsicherheit breit: Krieg in der Ukraine, Inflation, Corona … Kann die Institution Kirche hier noch Antworten geben oder beschäftigt sie sich nur noch mit sich selbst?

Das Dach der Kirche in Wahn wird mittlerweile repariert. Mit den eindrucksvollen Fotos des eingerüsteten Kirchturms und den Großplakaten “Kirche kaputt #gutergrund bleibt!” haben wir in den Medien und auch vor Ort auf uns aufmerksam gemacht und zur Diskussion angeregt.

In den aufgeführten achtzehn Geschichten möchten wir als Kirchengemeinde von dem erzählen, was uns trägt und was bleibt. Es ist der Gute Grund, der hält, wenn wir heilsame Glaubenserfahrungen machen, wenn Begegnungen uns Hoffnung schenken und wenn Nächstenliebe konkret wird – auch wenn das Kirchendach an Stabilität verliert. Schauen Sie sich an, was alles hier vor Ort passiert ist! Die berichteten Aktionen stammen alle aus dem Jahr 2022 – und sind damit auch ein kleiner Jahresrückblick.

Glaube heilt

Starke Frauen – Glauben in Gemeinsamkeit erleben

“Vier kfd Gemeinschaften gibt es in unserer Kirchengemeinde. Sie bereiten Gottesdienste vor, welche gemeinsam mit der Gemeinde gefeiert werden. Anschließend kommt man über Religiöses und Weltliches ins Gespräch. Man hört von Sorgen, aber auch von erfreulichen Dingen und manchem hilft schon das reine Zuhören und Dabeisein. Die Buswallfahrt führte nach Kevelar. Gemeinsam mit Pilgern aus Lommersum ging es betend und singend in die Stadt, um dort miteinander Andacht, Kreuzweg und Pilgermesse zu feiern. Bei der Fahrradwallfahrt führte der Weg über Leidenhausen, den Königsforst und Rath zurück nach Wahnheide. In einzelnen Statios und der Abschlussmesse in Christus-König näherte Frau sich der Natur und den vier Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde. Beide Wallfahrten wurde als große, bereichernde Gemeinsamkeit im Glauben erlebt. Eine Stärkung für den Alltag.”

Adventsweg 2022

In Ökumene unterwegs.

An 24 Abenden in der Adventszeit haben sich Christen aus Christus König gemeinsam mit Christen unserer evangelischen Nachbargemeinde, der Martin-Luther-Kirche auf den Weg gemacht. Beim Ökumenischen Adventsweg haben sie sich jeden Abend vor einer anderen Tür oder einem anderem Fenster getroffen. Mit großen und mit kleinen Menschen ein Lied gesungen, einen Text gehört und so die Zeit des Wartens und der Freude auf Weihnachten miteinander geteilt. Jeder konnte so oft kommen, wie er wollte. Ohne Anmeldung und ohne Verpflichtung. Meist gab es noch den einen oder anderen Keks, einen Becher Glühwein oder Kinderpunsch dazu. Erstaunlich wie nah man sich dabei im Glauben und auch bei den Liedern ist. Viele gute Gespräche und Gedanken wurden geteilt. Danke an die 24 Gastgeber! Danke an die über 150 Teilnehmer!

Auf dem Weg zu Gott – Firmung

„Fünfundsechzig Jugendliche haben sich in diesem Jahr auf den Weg gemacht, um ihre Beziehung zu Gott zu festigen. Im Dezember wollen sie das Sakrament der Firmung empfangen. Darauf bereiten sie sich in verschiedenen Workshops vor. Gemeinsam mit ihren Katecheten klären sie für sich die Frage was Glaube für sie bedeutet. Faszinierend was junge Menschen noch heute an diesem Glauben finden, wie ernsthaft und engagiert sie bei der Sache sind.“

Im Austausch mit Altkatholiken

„Beginnend mit einer gemeinsamen Andacht haben wir im Oktober die altkatholische Gemeinde in Köln kennengelernt. Die Altkatholiken haben schon seit langer Zeit Kirchenreformen umgesetzt, welche sich viele “Römer” und auch die Gesellschaft in Deutschland von „ihrer“ Kirche wünschen. Die Gemeinden haben entsprechend Zulauf, aktuell vor allem von enttäuschten Katholiken. Pfarrer Wenge war selbst vor seiner Heirat katholischer Pfarrer und kennt beide Kirchen entsprechend gut. Der engagierte Seelsorger nahm sich viel Zeit für unsere Fragen und es gab einen offenen und herzlichen Austausch. In unserem christlichen Glauben konnten wir viel Gemeinsames und wenig Unterscheidendes entdecken. Neben vielen Gebeten und Traditionen teilen wir mit den Altkatholiken auch das soziale Engagement und natürlich auch die Faszination für unseren Glauben.“

Trier-Wallfahrt

„Betend, pilgernd unterwegs – durch die Natur, mit vielen Menschen, Gott und seiner Schöpfung nahe. Einfach reduziert auf das, was wir sind, ohne Einfluss vom Alltag und seinem wirtschaftlich-gesellschaftlichen Druck. Wir erfahren das Miteinander und was wir gemeinsam erreichen können. In Frieden, im Glauben, voll Gottvertrauen – auf unserem Lebensweg.“

Fastenweg in der Kinderkirche

„Der Fastenweg wurde von einigen Kindergärten besucht, und ein Erlebnis eines Kindes zeigt besonders, was die Kinder bewegt hat: Das Kind hatte Angst vor Kirchen. ‚Die sind dunkel. Ich mag die nicht.‘ Im Erleben und Gehen des Weges mit Jesus wurde das Kind immer offener, mutiger, und neugieriger und war zum Schluss begeistert von Jesus. Diese Begeisterung ließ auch die Angst verschwinden.“

Fastenweg in der Kinderkirche

    „In der Fastenzeit haben Kinder aus den verschiedenen Porzer Kitas und Familien den Fastenweg in der Kinderkirche besucht. Sie haben mit Jesus am Abendmahlstisch gesessen und im Garten Getsemani ihre Sorgen und Nöte auf Zettel geschrieben und in einen Stein aus Pappmaschee geschoben. Dieser Stein mit all den Sorgen der Menschen wurde dann in der Osternacht im Osterfeuer verbrannt.“

    Hoffnung stärkt

    In den Straßen von Assisi

    „Franziskus von Assisi – dieser Revoluzzer und Aussteiger – hörte eine Stimme, die ihm sagte, er solle doch bitte die Kirche wieder aufbauen. Er glaubte natürlich, es handele sich um die zerfallene Kapelle, in der er Unterschlupf gesucht hatte, und fand die Idee gut. Mit Hilfe einiger Freunde aus seiner Zeit als reicher Lebemann und Partygänger machte er das Kirchlein wieder benutzbar. Aber zunehmend begriff er, dass es sich gar nicht um das baufällige Gebäude aus Holz und Stein handeln konnte, sondern vielmehr um das ebenso marode Gebilde der Kirche aus Fleisch und Blut, Hochmut und Selbstherrlichkeit, Macht und Reichtum. Sein Mut zur Bedürfnislosigkeit und sein Glaube an das aufrichtige Gute hat die Welt verändert – und könnte es heute ebenfalls wieder schaffen. So sind wir auf Franziskus‘ Spuren durch Assisi gepilgert.“

    Biodiversität – Kinder und Familien kümmern sich um die Schöpfung

    „Es ist großartig zu erleben, dass viele kleine und große Hände zusammen etwas bewegen. Ein Hügelbeet vor der Kinderkirche ist schon angelegt, ein Sandarium für Wildbienen im Bau. Stück für Stück wird der Traum von mehr Lebensraum für heimische Pflanzen und Lebewesen gemeinsam verwirklicht!“

    Fünf Brote und zwei Fische

    „Zum ersten Mal nach drei Jahren wieder Pfarrfest feiern. Strahlender Sonnenschein beim Open-Air-Gottesdienst. Anschließend viele Gespräche und sich treffen. Bierstand, Würstchengrill und Cafeteria – alles wie früher. Diesmal aber alles umsonst, Spenden möglich. Am Abend Kassensturz und es passt. Fünf Brote und zwei Fische gibt es auch heute.“

    Bei den evangelischen Mitchristen

    „Pfarrer Theobald und Gemeinde hießen uns im Herbst willkommen in der Lukaskirche in Porz. Das Gebäude, welches auf den ersten Blick nicht wirklich ansprechend aussieht hat eine sehr interessante Geschichte. 1914 wurde es im Jugendstil erbaut und steht seit 1982 unter Denkmalschutz. Die evangelische Gemeinde Porz arbeitet in ihrem Kirchenzentrum gerade an vielen kleinen und großen Projekten. Sie haben die Vision eine Art Dorf in der Stadt zu werden. Als Vorbild nannte Pfarrer Theobald den Ort Libur, dort wo man sich kennt, trifft, hilft und unterstützt. Ein interessanter Impuls – auch für uns. Die evangelische Gemeinde in Porz hat viele interessante Ideen und Veranstaltungen, auf die wir gerne hinweisen. Wir hoffen, dass der Austausch in Zukunft noch zu vielen gemeinsamen, vor allem sozialen und auch spirituellen Projekten führen wird.“
    Foto. Michael Rasche

    Gefühlen Raum geben – Angst, Mut, Hoffnung

    „Zu diesem Thema gab es im Juni in der Kiki eine Ausstellung mit Bildern von der in Syrien geborenen und nach Deutschland geflohenen Künstlerin Helda Kutisch. Helda malt, um die tiefgreifenden Erlebnisse ihrer Flucht zu verarbeiten, Bilder von Kindern mit Fluchterfahrungen. Jedes Bild von ihr ist auf seine Weise ausdrucksstark. Der Betrachter spürt auf der einen Seite die Angst in den Gesichtern der Kinder und auf der anderen Seite eine spürbar starke Hoffnung und eine Bereitschaft zum Neubeginn. Eine sehr bewegende und hoffnungsvolle Ausstellung.“

    Preisgekrönte Öffentlichkeitsarbeit

    „Auch unsere eigene Öffentlichkeitsarbeit durfte sich dieses Jahr über sogar zwei Auszeichnungen freuen: Unser Pfarrbrief ‘Sieben – Gott und die Welt in Christus König’ erhielt den 3. Platz im Wettbewerb ‘Pfarrbrief des Jahres 2021’. Und unsere Homepage erhielt den ‘Zukunftspreis’ des Erzbistums Köln. Hoffnung, die auch in schweren Zeiten trägt und für mich ein #gutergrund ist weiterzumachen, um unser Gemeindeleben vor Ort zu gestalten.“

    Foto: © Erzbistum Köln / Diessner

    Liebe trägt

    Glaube umspannt die Welt

    “Im Oktober 2022 feierte Anoop Koollikkara den erfolgreichen Abschluss seines Medizinstudiums. Eine einfach klingende Aussage, aber auch das Ergebnis vieler Zufälle und Fügungen. Nach dem russischen Angriff musste Anoop, genauso wie viele andere Studenten aus der Ukraine fliehen. Dort hatte er bereits einige Jahre erfolgreich Medizin studiert und war kurz vor seinem Studienabschluss. Durch mehrere Zufälle schaffte er es nach Armenien. Sein Anlaufpunkt dort war die armenisch-katholische Kirche. Er selbst ist in einem katholischen Weisenheim in Kerala, Indien aufgewachsen. Der Zufall: Sowohl zu der Gemeinde in Jerewan, als auch zu den Patern des Weisenhauses in Kerala, gab es persönliche Kontakte in unserer Gemeinde. Das Ergebnis: Zusammen mit der armenisch-katholischen Gemeinde in Jerwan haben mehrere Christen aus unserer Gemeinde Anoop begleitet und ihn finanziell im letzten Studiensemester und bei den Prüfungen unterstützt. Anoop beginnt nun seine Famulatur und träumt davon uns einmal in Köln zu besuchen oder vielleicht in Deutschland als Arzt zu arbeiten. Anoop hilft selbst gerne und unterstützt in Jerewan die lokale Gemeinschaft der Mutter Theresa Schwestern.”

    Ferienfreizeit im Erzgebirge

    In den letzten zwei Sommerferienwochen machten sich 24 Kinder und 10 Leiterinnen und Leiter mit der Ferienfreizeit auf den Weg ins Erzgebirge – 34 Personen, 14 Tage, 1 Haus…

    „Man wird zu einer großen Familie, jeder hilft sich, man lernt sich kennen, man kommt miteinander aus, schließt Freundschaften, die über viele Jahre halten, trifft sich wieder und verbringt eine wundervolle Zeit miteinander. Auch wenn man sich vorher überhaupt nicht kannte.“

    Die Leiterinnen und Leiter bereiten fast ein Jahr lang die Fahrt mit viel Liebe und Engagement in ihrer Freizeit vor, planen die Anreise und Unterkunft, die Verpflegung und die Aktivitäten im Vorfeld und freuen sich schließlich auf den Tag, an dem der Bus von der Kirche hält und alle Schäfchen einsammelt. Auf dass die Reise eine besondere Zeit wird.

    Christi Himmelfahrt am Anna-Roles-Haus

    „Ein rundum fröhlicher Gottesdienst zu Christi Himmelfahrt! Man fühlte sich dem Himmel nah, denn die Gastfreundschaft der Bewohnerinnen und Bewohner im Anna-Roles-Haus war einzigartig! Die Freude über die bunten Luftballons, die in den Himmel stiegen, war ebenso groß wie das tolle Gemeinschaftsgefühl von Groß und Klein, Jung und Alt, Menschen mit und ohne Einschränkungen.“

    Das Kinderdreigestirn in der Kiki

    „Die Proklamation des Kinderdreigestirns in der Kinderkirche war für mich ein echtes Zeugnis dafür, was möglich ist, wenn Menschen sich zusammentun und jeder seinen Beitrag gibt. Dabei war es nicht relevant, wer woher kommt oder wer welche Zuständigkeit hat. Nach nur einer Woche Vorbereitung stand am Ende ein berührender Gottesdienst, der mit enormem technischem Aufwand übertragen wurde und die Erkenntnis, was alles möglich ist, wenn man Räume öffnet – das Herz, den Kopf und die Kirchentür…“

    Liebe die auf´s Ganze geht

    “Die diesjährige Gottestracht in Urbach war gewohnt traditionell und gleichzeitig auch ganz erfrischend anders. Nachdem sie pandemiebedingt die letzten beiden Jahre ausfallen musste, zog die Prozession am 15. Mai wieder durch Urbach, um den Segen Gottes für die Menschen des Ortes zu erbitten. Bereits auf dem Weg zur Kirche fielen die vielen roten Herzluftballons auf, die den Prozessionsweg schmückten. Auch die Kirche war mit vielen roten Symbolen der Liebe geschmückt und einige Besucher brachten liebevoll dekorierte Bollerwagen mit. Begleitet von Beatles “All You Need Is Love“ zog die größer gewordene Gruppe weiter zum Altar am Marienhäusschen (Friedensstraße) und von dort dann bis zum Altenzentrum Urbach. Nach dem Abschlusssegen im Innenhof des Altenzentrums konnten sich alle mit Getränken und Kartoffelsuppe stärken.”

    Ukraine-Hilfe

    „Was schlummert da in unserem Inneren, was treibt uns an? Wieso sind da Menschen, die sich immer wieder für andere Menschen einsetzen, z.B. für die Flüchtlinge aus der Ukraine, Menschen, die ihre Zeit, ihr Geld, ihre Wohnung und die Sorgen der Menschen teilen?“ Drei Wochen nach Ausbruch des Krieges haben wir den ersten Bus mit Flüchtlingen in unserer Gemeinde empfangen. Auch einen zweiten Bus konnten wir organisieren und zahlreiche Flüchtlinge mit Handicap, welche cityofhope nach Köln brachte. Über 100 Flüchtlinge haben bei uns Station gemacht, viele bis heute. Wir konnten schneller und individueller Hilfe leisten als die staatlichen Strukturen, die erst wieder aufgebaut werden mussten.“

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